Über Wagner gibt es immer einen guten Grund, zu streiten.
Zum Artikel "Pampiges Blech und schlampige Streicher" vom 26. Juni:
Wenn ein Kritiker ins Konzert geht, dann kann es passieren, dass ihm etwas so sehr nicht gefällt, dass er mit Interpreten streitet oder gar ins Gericht geht. Falls damit eine Wiese der Musen beschützt werden muss, ein Fehler eines großen oder eines kleinen Künstlers zur Sprache gebracht wird, warum nicht? Wenn sich dabei aber zeigt, dass der große Künstler in der fernen Hauptstadt vernichtend kritisiert wird und viele, viele mittelmäßige in der nahen Glocke tagaus, tagein gelobt werden, dann entsteht die Frage nach dem Maß der Dinge.
Kann es sein, dass etwas mit dem Kritiker oder gar mit der Zeitung nicht in Ordnung ist? Wenn so gut wie jedes Konzert zu Hause als ein Nonplusultra dargestellt und Simon Rattle mit den Berliner Philarmonikern niedergemacht wird, dann kann das einfach nicht stimmen. Ich bin beileibe kein Fan von Rattle und hätte einiges an seinen Arbeiten auszusetzen. Nicht so aber und nicht mit diesem Ziel. Pierre Boulez wurde in vergleichbarer Weise seinerzeit "national" getreten, als er in Bayreuth einen "schlankeren" Wagner wagte. Rattle wird nun vorgeworfen, dass er nicht deutschtümelt. Mein Gott, deswegen wurde ja mit ihm vor Jahren der Vertrag unterschrieben!
Andere Argumente hat der Doderer-Fachmann nicht. Was an der Interpretation Wagner selbst angeblich schadet, kommt in keinem Satz der Kritik zur Sprache. Es wird nur mit Karajan verglichen. Na dann fragen wir den Kritiker, warum denn soll Karajan als Wagner-Dirigent ein Vorbild sein? Warum nicht Furtwängler oder Böhm, Krauss oder Knappertsbusch, Swarowski oder Solti, Boulez oder Levine? Warum überhaupt soll nur eine einzige Tradition die richtige sein? Soll Wagner in Berlin für immer so gespielt werden, wie es Karajan 1967 getan hat? Warum wird Abbado in dem Kontext überhaupt erwähnt? Soll er für Rattle ein Vorbild in Sachen Wagner sein? Oder sind 40 Jahre ohne "Rheingold" auch ihm anzulasten?
DR. GRIGORI PANTIJELEW, BREMEN
21. Dezember 2006
Da kann etwas nicht stimmen
Ein Leserbrief für den "Weser Kurier", der auch gedruckt wurde, und zwar am 3.7.2006, mit Kürzungen. Das Original finde ich im Moment nicht...
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